Digitalisierung in Deutschland – 2024 mit angezogener Handbremse oder kompletter Stillstand?

Hallo…
Diese Meldung schockiert mich schwer.
In unserer täglichen Arbeit sehen wir, wie in Verwaltungen und Ämtern jetzt erst das Verständnis heranreift, dass Digitalisierung notwendig und längst überfällig ist.
Bei einem Kurs, den ich vor einigen Wochen besuchen durfte, sagte eine Teilnehmerin als ich erzählte, dass wir gerade dabei wären, die Cybersicherheit der elektronischen Wohnsitzanmeldung zu konzipieren, \“Na danke, dass Ihr mich arbeitslos macht.\“.
Ich war zuerst schwer geschockt, dann habe ich mir mein Gegenüber genauer angesehen. Vermutlich Mitte/Ende 50, seit Jahr und Tag beim Einwohnermeldeamt und vom Typ her Eule (vgl. Tobias Beck).

Ein Wachsen an neuen Aufgabenstellungen, ein Umdenken, ein Umorientieren, ein Annehmen oder gar Verständnis für die Notwendigkeit von Onlinediensten ist aufgrund von beständiger Sorge und Angst, man könnte nicht mehr gebraucht werden, blockiert.
Wie so oft, wenn eine Umstrukturierung oder Umgestaltung notwendig wird, hat man es nicht geschafft, die o.g. Person oder Ihre Kolleg:innen auf dem Weg abzuholen.
Und jeder, der das Gefühl hat (und davon gibt es einige), dass er/sie/es gerade dabei ist, den eigenen beruflichen Stuhl abzusägen, hat wohl wenig Interesse hier mitzugestalten, Wissen zu teilen oder Ähnliches.
Zu oft wird von oben herunter eine Anweisung erteilt.
\“Wir müssen jetzt.\“ – Falscher Ansatz!

Begreift die Digitalisierung in den Behörden und Ämtern bitte endlich als Chance. Wir machen Steuergeld frei, das für wichtigere Dinge genutzt werden könnte, als Papier sinnlos auszudrucken, zehnmal zu stempeln und dann auf Nimmerwiedersehen in einen Ordner einzusortieren…
Aber das alles geht nicht auf Biegen und Brechen.
Das braucht Zeit.

Nicht nur wegen der Menschen, sondern FÜR die Menschen.
Wir dürfen Datenschutz, -sicherheit und IT-Sicherheit besonders in Themen wie dem Meldewesen doch nicht hinten über fallen lassen.
Dort muss sogar besonderes Augenmerk darauf liegen.
Dafür braucht es Experten und die Zusammenarbeit mit den Stakeholdern in der Behörde, um Dienste für alle attraktiv digitalisieren zu können. Und Zeit kostet Geld.

Digitalisierung kann nicht funktionieren, wenn alles hopplahopp von Laien umgesetzt werden soll. Aber die \“Laien\“ kennen die Prozesse, die kennen Ihre tägliche Arbeit, besser als jeder IT-Techniker, Architekt und Programmierer.
Wenn das so kommt, werden wir in Deutschland digital stagnieren und das ist ein Rückschritt. Wir werden Dienste haben, die nicht funktionieren, nicht sicher sind und nicht genutzt werden.
Der grundlegende Fehler ist schon vorher passiert: Anzunehmen, man definiert ein Datum und hat bis dorthin alles fertig. Die haben wohl noch nie nur eine kleine Entwicklung, geschweige denn solche Anwendungsumgebungen von der Planung aus bis zur Realisierung gesehen.
Fehlbesetzung ganz oben.

Sehr traurig, wo es ja jetzt gerade erst anfängt Spaß zu machen…

Link zum Heise Artikel (sie verlassen bliescon.de)

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